Die Ungeduld bei Mehrteilern
- Oder: Es recht zu machen jedermann ...
Hallo, meine Lieben!
Da ich nicht nur Autorin, sondern auch Leserin bin, treibe ich mich natürlich viel auf Amazon und den Rezensionen herum. Dabei fällt mir besonders etwas auf, was ich als Die Ungeduld bei Mehrteilern bezeichne. Oder wie ich mal twitterte: „Früher musste man zwei Jahre warten, bis ein Autor das nächste Buch herausbrachte. Heute werden die schon gesteinigt, wenn es sechs Monte dauert“.
Natürlich ist es für den Leser toll, wenn in Abständen von – sagen wir mal – zwei Monaten ein neues Buch des Lieblingsautors veröffentlicht wird. Allerdings bin ich dann immer etwas misstrauisch, was die Qualität anbelangt. Selbst ein Autor, der nichts anderes tut, als zu schreiben, dürfte dabei seine Probleme haben. Beim Schreiben geht es auch um Kreativität und nicht um die ständige Wiederholung von Altbekanntem. Das ist nämlich ein anderer Kritikpunkt bei Lesern. „Dieses Mal hat sie sich aber nicht viel Mühe gegeben“, ist im übertragenen Sinn eine Kritik, die ich nicht nur einmal gelesen hatte. Als Leser muss man sich also entscheiden, was man will: Qualität oder Quantität; beides zusammen geht nur in den wenigstens Fällen.
Wie eine Idee für ein Buch entsteht
Zuerst hat man eine Idee. Im günstigsten Fall ein originelle, ansonsten kupfert man ab. Letzteres ist weder schlecht noch verdammenswert. Frei nach dem Motto: „Besser gut geklaut als schlecht selbst geschrieben“. Viele Romane unterscheiden sich sowieso nur in Details und/oder Schreibstil voneinander. In Krimis geht es dem Bösewicht am Ende an den Kragen, und bei Liebesromanen werden die beiden Protagonisten ein Paar. Der Leser weiß, was ihn erwartet; Spannung kommt durch das Handeln der Protagonisten und/oder deren Lebensumstände auf. Das ist wie bei der Musik: Es gibt nur eine begrenzte Anzahl an Noten; ob ein Lied erfolgreich wird oder nicht, hängt also davon ab, wie der Songschreiber sie aneinanderreiht. Und genau an der Stelle wird es kniffelig. Worauf legt man den Fokus? Hat man eine „Schablone“ im Kopf oder will man mal was anderes probieren? Bei Ersterem kann ich relativ viele Bücher in kurzer Zeit herausbringen; bei Letzterem muss ich schon wesentlich mehr Gehirnschmalz investieren.
Manche (viele?) Autoren schreiben zuerst eine kurze Storyline mit einem Anfang, Höhepunkten und einem Ende. Habe ich probiert; funktioniert bei mir nicht. Ich schreibe auf das Ende hin, da meine Protagonisten „unterwegs“ sowieso machen, was sie wollen. Bei mir ensteht die Geschichte beim Schreiben. Ich sehe vor meinem geistigen Auge die Orte und was gerade passiert. Das Rohmanuskript für „Auch Teufel können lieben“ hat – obwohl die Buchstaben förmlich in die Tastatur flossen – trotzdem drei Monate gedauert. Der Grund dafür ist ziemlich einfach: Arbeit, Haushalt, Familie, Freunde, Bloggen, Social Medias, Recherchen und so weiter „fressen“ nun mal einen Großteil meiner Zeit. Wenn das Manuskript fertig ist, lasse ich es erstmal sechs bis acht Wochen ruhen. Warum? Um davon Abstand zu gewinnen. Der Rohentwurf ist nämlich genau das, was der Name schon sagt: roh.
Die Feinheiten
Als Nächstes folgen die Überarbeitungen: Rechtschreibfehler korrigieren, Szenen ausmalen, Dialoge ausarbeiten, Passagen umschreiben und kürzen, den Text von Redundanzen, Adjektiven und mieser Grammatik befreien et cetera. Und das nicht nur einmal, sondern mehrmals. Dann folgt das Lektorat, was auch noch mal zwei Monate dauern kann. Letzter Schritt: alles nochmals durchgehen und zum Korrektorat geben. Da können bis zur Veröffentlichung locker sechs Monate zusammenkommen.
Entscheidungen bei der Veröffentlichung
Glücklicherweise muss ich nicht von der Schreiberei leben. Sollte der letzte Teil erst in einem Jahr oder später rauskommen, und ich bis dahin kaum Bücher verkauft haben, wäre das für mich auch okay. Natürlich hätte ich den ersten Teil bis dahin auch zurückhalten können, was mir aber nicht sonderlich sinnvoll erschien. Ungeduld bei Mehrteilern findet sich schließlich nicht bei allen Lesern. Auch hätte ich es nicht als Serie deklarieren müssen, aber spätestens beim ersten „Ungeduldigen“ wäre die Katze eh aus dem Sack gewesen. Schade ist dabei allerdings, dass die Spannung beim Ende des ersten Teils deswegen verpufft.
Aber man kann nun mal nicht alles haben.
Ich wünsche Euch noch eine schöne Zeit.
Eure
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