Hallo, meine Lieben!
Moderne Frauen sind dabei, ihre Positionen in der Wirtschaft zu stärken und auszubauen. Wie aber sieht es im privaten Sektor aus?
Früher war die Partnerwahl recht einfach. Es gab keine! Ehen wurden arrangiert. Man heiratet entweder standesgemäß oder des Geldes wegen. Und jeder versuchte, aus diesem Handel den größtmöglichen Nutzen für sich zu ziehen.
Jetzt sollte man doch annehmen, dass Frauen bei diesem Abkommen immer den Kürzeren gezogen hatten und todunglücklich waren. Nein! Waren sie nicht. Natürlich gab es genügend, die darunter litten. Viele waren aber auch ausgesprochen zufrieden und manche sogar glücklich. Weil sich herausstellte, dass der Mann, an dessen Seite man sich plötzlich befand, gar nicht so böse und bedrohlich war, wie immer behauptet wurde.
„Schließ die Augen und denk an England!“, war eine der gebräuchlichsten Ratschläge, in dem im viktorianischen Zeitalter junge englische Mädchen auf die Ehe respektive auf den Sex „vorbereitet“ wurden.
Aber damals wie heute gilt: Es gibt Vollidioten und es gibt Männer. Und es sind halt nicht „alle gleich“. Denn auch damals gab es Männer, die nicht den Despoten heraushängen ließen, sondern mehr fürsorglicher Patriarch waren. Eines hatten sie aber alle gemeinsam: Sein Wort war Gesetz und wer sich nicht danach richtete, wurde verstoßen und (falls erforderlich) enterbt.
Mit der Emanzipation weichte diese Struktur mehr und mehr auf; bis sie eines Tages ganz verschwand. Das Problem ist allerdings: Wo Strukturen verloren gehen, taucht erst einmal Chaos auf. Woran sollte man sich jetzt orientieren? Was könnte in der neu gewonnenen Freiheit das Maß aller Dinge sein, mit der eine Partnerschaft funktionieren müsste?
Man begann also zu experimentieren, schnitt alte Zöpfe ab und leitete ein 180°-Wende ein: Kommunen, freie Liebe, antiautoritäre Erziehung. Alle Menschen sind gleich. Moderne Frauen verbrannten ihre BHs, moderne Männer fragten sich, wie sich wohl eine Geburt anfühlte. Die Pille wurde entwickelt. Make love, not war. Man schlug sich die Nächte mit Diskussionen um die Ohren (ich bin mir ziemlich sicher, dass die Floskel „Wir müssen reden!“ aus dieser Zeit stammt). Es war der Aufbruch in eine neue Ära. Die allerdings nicht lange anhielt. Weil der Mensch sich im Grunde nach Ordnung und Sicherheit sehnt und mit Chaos nicht umgehen kann.
An dieser Stelle halte ich mal inne, um eins loszuwerden.
Liebe moderne Frauen, die Ihr so gerne und so oft über moderne Männer schimpft. Über eines solltet Ihr Euch im Klaren sein: Ohne die Unterstützung der Männer hätte unsere Emanzipation nicht stattgefunden. Auch wenn es schwer fällt, das zu akzeptieren.
Nach dieser (zeitweilig recht haschischumnebelten) Phase kam man wieder zu Vernunft. Von irgendwas musste man schließlich leben. Und das ging nun mal nicht mit Luft und Liebe, sondern nur mit Geld. Die Kommunen lösten sich auf und die Gesellschaft wurde wieder konservativer. Was Partnerschaften anging, hatte man allerdings immer noch nicht den goldenen Gral gefunden.
Für Männer war es immer noch vergleichsweise einfach; wenn es um rechtliche und wirtschaftliche Belange ging. Geld verdienen, Baum pflanzen, Haus bauen, Kinder zeugen und – seit neuestem – die Frau an seiner Seite beim Emanzipieren unterstützen. Man(n) hörte zu und entwickelte sich zum Frauenversteher. Es war aber gleichzeitig der Beginn des Scheiterns in Sachen „Emotionen“. Denn der Typ „Frauenversteher“ musste über kurz oder lang scheitern. Weil Frauen, wenn sie „Du verstehst mich nicht!“ sagen, eigentlich „Du hast keine Ahnung, was ich fühle!“ meinen. Und darin sind Männer wirklich nicht gut.
Für Frauen wurde es einfacher. Die Lockerung und Abschaffung gesetzlicher und gesellschaftlicher Fesseln sorgte für ökonomische Autonomie. Gleichzeitig schuf sie aber eine Kultur, die ich „Schizophrenie der Gefühle“ nenne. Das Männer-Modell „Patriarch“ hatte ausgedient; der „Frauenversteher“ funktionierte aber auch nicht so richtig. Es musste doch etwas geben, was dazwischen lag?
Ja! Gab es! Zu finden in allen Kitsch-Romanen dieser Welt: die romantische Liebe.
Wo der Partner zum einzig wahren Seelenverwandten wird. Wo man sich – allen Widrigkeiten zum Trotz – sucht, findet und bis ans Ende aller Tage zusammen bleibt. Wo die Herzen im Gleichklang schlagen und man sich ohne Worte versteht. Nur, weil man dem anderen in die Augen sieht. Wo er männlich, stark und beschützend, aber gleichzeitig sanft, einfühlsam und zärtlich ist.
Hört sich gut an, oder? Ist aber völliger Quatsch! Nicht, dass Männer nicht sanft, einfühlsam und zärtlich sein könnten. Sie sind es nur nicht so wie in der Trivialliteratur, nämlich genau dann, wann man es braucht. Diese Männer wurden von Frauen für Frauen erfunden. Und noch heute bedienen die klassischen Liebesfilme dieses Klischee. Man kann sie mit Filmen vergleichen, die Männer für Männer drehen: Pornos. Also Kopfkino mit umgekehrten Vorzeichen.
Diese jahrzehntelange Gehirnwäsche sorgte dafür, dass moderne Frauen ein „immer klareres“ Bild bekamen, wie ein Mann sein sollte. Und sie legten dafür „innere“ Listen an, die zum Teil abstruse Ausmaße annehmen. Fragt eine Frau, wie sie sich ihren idealen Partern vorstellt, und Ihr bekommt eine exakte Aufzählung an körperlichen Merkmalen und Charaktereigenschaften. Mal kürzer, mal länger.
Bei Männern ist das mittlereweile ähnlich; allerdings sind die eher bereit, Abstriche zu machen, wenn die Hauptpunkte passen. Moderne Frauen sind da anders gestrickt.
Zwischen Anfang 20 und Mitte 30 haben moderne Frauen ein Überangebot an Männern, weil sie im Grunde genommen alle Männer ab 20 haben können. Wenn man eine große Auswahl hat, kann man auch sehr wählerisch sein. Da muss der Mann in nur einem Punkt mit der ungeschriebenen Liste nicht übereinstimmen; schon wird er ausgemustert und man macht sich weiter auf die Suche.
Beispiele gefällig? Gerne! Er ist
zu blond / zu klein / zu dick / zu dünn / zu alt / zu jung / zu behaart / zu geizig / zu humorlos / zu albern / zu unhöflich / zu höflich / zu uncharmant / ein Schleimer / zu schüchtern / zu dominant / zu ausgeflippt / zu konservativ / zu anhänglich / zu freiheitsliebend …
Ich denke, Ihr versteht, was ich meine. Und falls hier Proteste aus dem weiblichen Lager kommen sollten: So oder ähnlich habe ich das schon mehrfach gehört. Ich kenne Frauen, da kann für den Mann eine Cordhose oder ein Kinnbart das absolute K.O.-Kriterium bedeuten. Moderne Frauen können mindestens genauso oberflächlich sein wie Männer. Sie nennen es selbst aber lieber „anspruchsvoll“. Aber selbst wenn der Mann dem erstellten Profil entspricht, reißen die Ansprüche nicht ab. In der Partnerschaft werden weitere entwickelt und kultiviert. Bis dem Mann der Kragen platzt und er ausbricht oder man selbst „enttäuscht“ das Weite sucht.
Kluge moderne Frauen dagegen erstellt ihre Liste mit Bedacht. Sie haben erkannt, dass dieser ganze süße Liebeskitsch bei der Partnerwahl hinderlich ist, und wählen ihren künftigen Lebensgefährten nach pragmatischen Gesichtspunkten aus. Wie stelle ich mir meine Zukunft vor? Was ist dafür nötig? Welcher Typ Mann passt da hinein? Diese Punkte werden sie – trotz rosaroter Brille und Schmetterlingen im Bauch – nicht außer acht lassen. Sie wählen ihren Mann entsprechend ihrem Lebensziel aus. Und versuchen nicht, einen vermeintlichen Traummann in eine Schablone zu pressen. Bei den Paaren, die ich kenne und die schon seit Jahren eine gute Ehe/Parnerschaft führen, war der Beginn der Partnerschaft eher unspektakulär. Ein Paar kennt sich seit der Schulzeit, eins hat sich am Arbeitsplatz verliebt, ein weiteres war sogar erst ein paar Jahree nur befreundet.
Listen sind in unserer Zeit sehr populär. In Partnerbösen füllt man erst einmal minutenlang Listen aus, um denjenigen zu finden, mit dem man matcht. Allerdings sind Listen auch verdammt trügerisch. Sie vermitteln „Du musst nur in allen Punkten mit dem Anderen übereinstimmen und schon klapppt es mit dem Traumpartner“. Singlebörsen werben immer gerne mit dem Argument, dass sich auf ihrer Plattform „tausende Verliebte gesucht und gefunden haben“. Schön! Was mich aber viel mehr interessieren würde ist, wie viele von denen sich wieder getrennt haben und warum.
Listen schränken ein. Listen verhindern Spontanität und Experementierfreude. Listen sind unnötiger Ballast. Aber vor allem: Listen sind für Frauen umso gefährlichr, je länger sie sind.
Ab Mitte 35 ändern sich nämlich Angebot und Nachfrage. Erst schleichend, dann merklich. Die Sehnsucht nach dem Traumpartner wird größer, aber das Angebot lässt nach. Wenn man dann noch allein erziehend ist, stehen die Chancen noch schlechter. Meine Bekannte, die sich darüber beklagt hatte, ist keine Ausnahme. Männer zwischen 40 und 50 haben durchaus noch Chancen bei Frauen, die wesentlich jünger sind. Umgekehrt? Selten. Sehr selten. Da muss man sich als Frau schon gewaltig von der Masse hervorheben.
Fazit:
Selbst unter Aufbietung all seiner Männlichkeit und Kräfte wird kein Mann je in der Lagen sein, dem Ideal des Ritters in glänzender Rüstung über einen längeren Zeitraum zu entsprechend. Liebe hat nichts Magie zu tun, Seelen können nicht verschmelzen und aus zwei wird niemals eins werden.
Und deshalb wird der „neue Machismo“ meines Erachtens nur eins bewirken: Weiter die Fantasie der Frauen anheizen und weiter Illusionen schüren.
<- Moderne Männer suchen moderne Frauen
Moderne Männer gegen moderne Frauen ->
Ich wünsche Euch noch eine schöne Zeit.
Eure