Hallo, meine Lieben!
Wie ich im letzten Wochenrückblick bereits geschrieben hatte, wird meine Nachbarin immer schaulustiger.
Hätte sie keine Angehörigen mehr, würde ich mich eventuell ein wenig um sie kümmern. Aber sie hat einen Sohn und Enkel, von denen sie jedoch nur sehr selten besucht wird (weiß ich aus Erzählungen). Das wird wohl seine Gründe haben. So schlimm es auch sein mag, dass sie mehr oder weniger alleine ist, aber ich habe meine eigene Familie, zu der ich engen Kontakt pflege. Und bei der Wahl, meine rare Freizeit mit meiner Mom oder meiner Nachbarin zu teilen, fällt mir die Entscheidung ziemlich leicht.
Beim Einzug war mir schon aufgefallen, dass sie vor Neugierde fast platzt, ständig aus dem Fenster guckte und jedes Mal einen Vorwand suchte, um vom Hausflur aus einen Blick in meine Wohnung werfen zu können.
Es gab in den folgenden Wochen in schöner Regelmäßigkeit Angebote, dass sie „sehr gerne meinen Schlüssel nähme“, wenn Handwerker etc. kämen. Ich lehnte immer dankend ab. Als es mir zu viel wurde, teilte ich ihr mit, dass es durch meine Selbstständigkeit keine Problem sei, solche Termine selbst wahrzunehmen. Fehler! Denn daraufhin folgten sehr „interessierte“ Fragen, was ich denn mache, ob man „davon leben könne“ und ob das der Grund für mein Single-Dasein wäre. Als ich nur „EDV“, „Ja!“ und „Nein!“ sagte, schien sie ein klein wenig enttäuscht. Sie hatte wohl mit mehr Details gerechnet.
Auch mit Fragen über meine Herkunft, meinen Familienstand, meine Arbeit, meine Familie und mein Privatleben im allgemeinen sowie im besonderen wurde nicht gespart. Da ich nur ungerne Privates Leuten, die ich nicht kenne, mitteile, sagte ich ihr das eines Tages auch. Höflich, aber bestimmt!
Dieser Vorfall hatte jedoch nur zur Folge, dass sie ihre Strategie änderte. Mittlerweile verfolgt sie mein Leben mehr oder weniger durchs Schlüsselloch. Aber nicht minder intensiv.
Wenn wir uns per Zufall auf dem Flur begegnen, werden keine Fragen gestellt, aber es fallen schon mal so Sätze wie „Die beiden letzten Tage sind sie aber spät heimgekommen.“ oder „Es riecht so lecker nach Kuchen im Flur. Ich hätte ja nie gedacht, dass Sie backen können.“ oder „Bei Ihnen sind immer die Rollläden unten. Frau X, Frau Y und ich haben uns schon gefragt, ob Sie die gleiche Krankheit wie die arme, verstorbene Frau Kohl haben.“
Das Ganze gipfelt darin, dass sie die Tür einen Spalt aufmacht und vorsichtig auf den Flur schaut, weil ich in letzter Zeit (aus Gründen) oft vor der Wohnungstür meinen Schlüssel suche, der in den endlosen Weiten meiner Handtasche herumirrt.
Das nervt!
Also hab‘ ich mir Folgendes überlegt:
Es existiert noch ein ganz alter Vibrator (meiner erster), der etwas aus dem Leim ist, daher einen Höllenlärm veranstaltet und aus diesem Grund ausgemustert wurde. Bisher hatte ich es jedoch nicht übers Herz gebracht, dass Ding auf den Elektromüll zu werfen. Zum Glück!
Diesen werde ich mit funkelnagelneuen Batterien bestücken und in meiner Handtasche verstauen. Wenn ich gehe, werde ich die Wohnungstür schließen, sofort anfangen, in meiner Tasche herumzukramen und darauf warten, dass Madame wieder durch den Türspalt lurt.
Sobald dies der Fall ist, werde ich das gute Stück hervorzaubern, einschalten, brummen lassen, was das Zeug hält, und mit der Bemerkung „Na, Gott sei Dank hab‘ ich dich nicht vergessen! Wir beide wollen Sonja doch nicht enttäuschen.“ von dannen ziehen.
Aktualisierung 18.12.2011:
Während des Baumschmückens ist mir eine ganz andere Idee gekommen. Ich werde sporadisch, aber in relativ kurzen Abständen immer wieder mal ein „Mach’s gut, Schatz!“ in die Wohnung rufen, wenn ich gehe, oder ein „Schaaatz! Ich bin zu Hause!“, wenn ich heimkomme. :teufel:
Fortsetzung folgt!
Ich wünsche euch noch eine schöne Zeit.
Eure