Hallo, meine Lieben!
Das behauptet zumindest ein Franzose, der vor einigen Jahren nach Hamburg gezogen ist, dort seinen ganz eigenen Kulturschock erlebte und darüber ein Buch schrieb.
Das Buch habe ich nicht gelesen, sondern nur den Artikel. Vielleicht kaufe ich es mir aber noch. Mal seh’n! Ich will aber auf etwas anderes hinaus.
Mal ganz ehrlich: Wer von euch hat die Augen gerollt, als er die Überschrift gelesen hat? Oder „Na ja!“ gedacht? Oder „WTF!!“ Schließlich sind wir nicht perfekt. Oder doch?
Nein, natürlich nicht. Aber das ist auch nicht das Thema. Selbst Monsieur Wurst (lacht nicht, der heißt tatsächlich so), der dieses Kompliment gemacht hat, weiß, dass wir deutschen Mädels nicht perfekt sind. Das müssen wir auch nicht sein. Das Einzige, was wir in so einem Fall tun müssen, ist, nett lächeln und artig „Danke!“ sagen. Fällt aber sehr schwer, oder nicht?
Ja, es fällt schwer, denn wir Deutschen können tatsächlich nur sehr schlecht Komplimente annehmen. Herr Wurst hat aber auch etwas anderes festgestellt. Nämlich, dass wir (deutschen Frauen) eines noch viel schlechter können; nämlich flirten.
Und da hat er leider recht. Wir Deutschen sind nicht gerade fit im flirten. Männer wie Frauen. Weil wir vieles – und damit auch das Flirten – zu ernst nehmen. Es kann und darf auf keinen Fall sein, dass man locker und flockig an ein solch folgenschweres Thema herangeht. Denn das ist das Flirten schließlich. Folgenschwer!
Ich kann mich da an einen Vorfall an einer Supermarkt-Kasse erinnern. Endlos lange Schlange vor mir, ein attraktiver Mann hinter mir. Also drehte ich mich herum, setzte ein charmantes Lächeln auf und es entspann sich folgender Dialog:
Ich: „Um die Uhrzeit sollte man einfach nicht einkaufen gehen.“
Er: „Hmhm!“
Ich: „Ist das immer so?“
Er: „Ja!“
Ich: „Vielleicht sollte ich mir dann das nächste Mal ein Buch mitbringen.“
Er (tatsächlich die rechte Hand hebend): „Ich bin verheiratet.“
Ich: „Na, da hat Ihre Frau aber bestimmt viel Spaß mit Ihnen, wenn Sie in allen Situationen so steif sind.“
Bei ihm fiel die Klappe, ich drehte mich wieder nach vorne und das war’s.
Genau das ist das Problem! Wenn jemand anfängt zu flirten, denken viele gleich misstrauisch: „Was will der/die denn?“ Es wird aber auch oft nur geflirtet, wenn es „um etwas geht“ (ONS, Affäre oder eventuell zukünftigen Partner). Andere Nationen sehen das viel entspannter. Die Flirten um des Flirtens Willen und bleiben damit in Übung. Wenn wir einige Jahre in einer festen Beziehung und dann plötzlich wieder „auf dem Markt“ sind, stehen wir da wie der berühmte Ochse (respektive die Kuh) vor dem Scheunentor.
„Ich weiß gar nicht, über was ich reden soll“ wird dann geklagt.
Ja, wie auch!! Flirten ist keine angeborene Eigenschaft, sondern muss erworben werden. Ich würde sogar so weit gehen, dass es eine Flirt-Kultur gibt. Kultur hat etwas mit Bildung (nicht nur die des Geistes, sondern auch die des Herzens), mit Geschmack und dem Sinn für Stil sowie einem gewissen „Savoir vivre“ zu tun. Wo das mittlerweile alles gelandet ist, muss ich ja wohl nicht erwähnen.
Unsere Sprache und unser Umgang miteinander sind am Verrohen. Wenn ich so im Netz unterwegs bin und lesen muss, wie sich manche artikulieren, wundert mich nicht, dass – wie es Herrn Wurst passiert ist – auf verbale Tändeleien mittlerweile wirklich nur noch mit einem „Häh?!“ geantwortet wird, wo es früher wenigstens noch zu einem „Wie bitte?!“ gereicht hat.
Schade! Ausgesprochen schade!
Ich wünsche euch noch eine schöne Zeit.
Eure
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