Cassys Blog

über Männer, Frauen, Erotik & Feminismus

Was ist denn …

… "richtig dreckiger" Sex?

 

Hallo, meine Lieben!

Was mir auf anderen Blogs, die sich mit Sex beschäftigen, öfter auffällt, ist der Begriff „dreckig“ oder „schmutzig“. Und ich frage mich dann immer, was man darunter verstehen soll oder muss. Ich kenne heißen Sex oder geilen Sex und auch leidenschaftlichen Sex. Aber „dreckigen“ Sex?

Ist das „Pfui-bäh“-Sex? Oder schlägt man sich dann die berühmten unartigen Wörter um die Ohren? Beschmiert man sich im wahrsten Sinne des Wortes mit Matsch oder Schlamm? Oder hat man bloß schlicht und ergreifend die Bettwäsche nicht gewechselt?

Es wäre natürlich auch möglich, dass der Blogbetreiber damit seiner Umwelt mitteilen möchte, dass man keinen Sex wie andere, sondern wesentlich besseren hat. Aber allein die Tatsache, dass man „die Laken durchgeschwitzt hat“, ist kein Beweis für „dreckigen“ Sex, sondern höchsten für Ausdauer oder Leidenschaft. Und die gibt es in anderen Schlafzimmern auch.

Spekulieren wir also weiter. Könnte es vielleicht an einer etwas ausgefalleneren Stellung liegen, die bei „dreckigem“ Sex praktiziert wird. Den neben der guten, alten Missionarsstellung gibt es ja noch viele andere Möglichkeiten. Über einige Jahre habe ich spaßeshalber (wozu sonst ) Beschreibungen von Stellungen gesammelt, die ich in Zeitschriften, Webartikeln oder Blogs gefunden habe. Mittlerweile sind es 54 an der Zahl. Aber da ist keine einzige drunter, die ich als „dreckig“ bezeichnen würde. Hhm?

Und um eventuellen Fragen zuvor zu kommen:
Nein! Ich habe noch nicht alle Stellungen ausprobiert!
Und „Nein“! Ich verrate auch nicht, welche!
Und nochmals „Nein“! Auch das Schließen dieser Bildungslücke steht zurzeit absolut nicht zur Diskussion.

Weiter im Text! Liegt es unter Umständen daran, dass andere als die üblichen Sexualpraktiken zelebriert werden? Da gibt es ja auch diverse Spielarten, die einige Mitmenschen nur flüsternd sowie mit hochrotem Kopf erwähnen und die gemeinhin als „pervers“ gelten.

Wobei ich vorausschicken möchte, dass es in meinen Augen nicht viel gibt, was ich als pervers bezeichnen würde. Pädophilie, Sodomie, Nekrophilie sowie sexuelle Gewalt fallen zum Beispiel darunter. Alles andere ist für mich ganz und gar nicht pervers. Wieso sollte etwas, das zum beiderseitigen Lustgewinn beiträgt, pervers sein?

Ist „dreckiger“ Sex also „perverser“ Sex? BDSM, Fetisch oder Voyeurismus? Dinge, die man oder frau nicht tut? Die gesellschaftlich „geächtet“ sind? Ich habe das Gefühl, dass es genau das ist. Dass der- oder diejenige nicht offiziell zu seiner oder ihrer „Perversion“ stehen kann/will und sein Sexualverhalten dann mit „dreckig“ bzw. „schmutzig“ umschreibt. Das Ganze meist mit einem „gnihihi“ oder „muahaha“, um dem Ganzen eine augenzwinkernde Note zu verpassen. Aber dabei wird nicht bedacht, dass man sich selbst damit in hohem Bogen ins Aus schießt.

Denn, wenn man schon soweit ist und sein Sexleben öffentlich (und zudem meist anonym) zugänglich macht, dann sollte man doch auch dazu stehen, dass man gerne bei anderen zuschaut, sich gerne ans Bett fesseln oder den Po verhauen lässt oder Latexklamotten trägt. Und damit versuchen, das, was heute noch als pervers gilt, nach und nach in das Bewusstsein der Gesellschaft zu tragen.

Das wäre zumindest um ein Vielfaches besser, als eine so tolle Sache, die einen dermaßen hohen Lustfaktor hat und nicht umsonst die „schönste Nebensache der Welt“ ist, als „dreckig“ zu bezeichnen.

Oder man könnte ganz die Klappe halten.

 

Ich wünsche euch noch eine schöne Zeit.
Eure

 

 

 

(Foto von Ken Baldwins Flickr-Seite)

Autor: Cassandra Bouffier

Großstadtkatze und Bloggerin aus dem Rhein-Main-Gebiet. Sternzeichen Weibsstück, Aszendent Biest. Schreibt und lästert vorwiegend über Erotik, Männer, Frauen und Partnerschaften. Auch zu finden auf Google+ und Twitter