Hallo, meine Lieben!
Die Diskussion über Sexismus in der Poiltik, ausgelöst durch die Belästigungsvorwürfe der 29-jährigen Journalistin Laura Himmelreich (Stern) gegen den 67-jährigen FDP-Spitzenkandidaten Rainer Brüderle, hat mal wieder einen Höhepunkt erreicht.
- Frau Himmelreich habe Herrn Brüderle nicht anprangern wollen. […] Ihre Absicht sei es gewesen, aufzuzeigen, dass Brüderle ein Politiker sei, der aus der Zeit gefallen zu sein scheint..
- Der erste Eindruck, den Laura Himmelreich vor einem Jahr von Brüderles Umgang mit Frauen gewonnen hatte, bestätigte sich im Laufe der Zeit bei weiteren Beobachtungen und Begegnungen. Ich halte unsere Berichterstattung deshalb für legitim. Denn es scheint ein wiederkehrendes Verhalten von Brüderle zu sein. Was ihm jetzt nur nicht gefällt, ist, dass darüber berichtet wird. (Stern-Chefredakteur Thomas Osterkorn)
- Es ist unfassbar, wie viele Männer es gar nicht merken, wenn sie Diskriminierungen herunterspielen oder sogar meinen, sexistisches Verhalten sei schlicht ihr gutes Recht.
- Das beklagte sexistische Verhalten disqualifiziert endlich auch den Mann. […] Es gebe kaum eine Frau, die nicht schon gequält über „Scherze à la Brüderle“ gelacht habe.
- Keine Frau möchte als humorlos, verbiestert, prüde oder verklemmt gelten, wenn ihr ein Witz oder eine Berührung nicht gefallen hat.
Zu den ersten beiden Zitaten fällt mir nur das Wort „Heuchelei“ ein. Ich will auf keinen Fall Herrn Brüderle in Schutz nehmen. Aber wenn man schon ein Jahr lang Munition sammelt, bis man sie im passenden Moment gegen jemanden verwenden kann, sollte man auch das Rückgrat besitzen, dazu zu stehen. Auf solche „Wächter von Moral und Ordnung“ kann ich gerne verzichten. Davon mal angesehen, dass die Stern-Überschrift „Journalistinnen sind kein Freiwild“ recht marktschreierisch ist. „Frauen sind kein Freiwild“ wäre auf jeden Fall passender gewesen.
In den anderen Artikeln wird unter anderem „Jetzt muss Schluss sein!“ von Politikerinnen, Feministinnen und Journalistinnen gefordert. Jawoll! Da können sich Alice Schwarzer, Claudia Roth und Konsorten auch mal wieder in die Schlagzeilen bringen. Denn keine dieser Frauen hat auch nur ansatzweise etwas anderes zum Thema Sexismus beizutragen als heiße Luft. Nicht eine einzige sinnvolle Bemerkung, wie man sich vor solchen verbalen Attacken schützen könnte. Tja, Ladys! Sechs! Setzen!
Stop! Doch! Frau Roth hat dafür eine Lösung: „Die Hälfte der Positionen in Chefetagen von Unternehmen, Medien und Parteien müssen endlich von Frauen besetzt werden.“ Aha! Jetzt hat man endlich noch ein Argument für die Frauenquote. Als ob damit das Problem behoben wäre!
Wie sieht denn unser heutiges Frauenbild aus? Ich behaupte mal, dass es immer noch zu wenige Frauen gibt, die tatsächlich emanzipiert sind. Emanzipiert zu sein hat nichts damit zu tun, ob man den Beruf der Hausfrau oder der Vorstandsvorsitzenden wählt. Es hat nichts damit zu tun, wie viel Geld man verdient. Und es hat nichts damit zu tun, in welcher Form man als Frau seine Weiblichkeit auslebt. Es hat etwas damit zu tun, wie eine Frau ihr Selbstbild, ihr Selbstwertgefühl und ihre „Rolle“ in der Gesellschaft davon abhängig macht, wie sie auf Männer wirkt. Eine Frau, die immer nur nett sein und gefallen möchte, ist nicht emanzipiert. Sobald ihr die Aufmerksamkeit entzogen wird oder – schlimmer – ihr Ego attackiert wird, verliert sie den inneren Halt. Stichwort: „Frauen wollen nicht als humorlos, zickig, empfindlich dastehen.“
Eine emanzipierte Frau …
- weiß, dass sie es nicht jedem Recht machen kann.
- hat eine eigene Meinung, auch wenn sie damit aneckt.
- wird sich in keinen „dämlichen“ Wettstreit mit anderen Frauen einlassen; schon gar nicht, wenn es um einen Mann geht.
- legt Wert auf die Meinung beider Geschlechter.
- hat es nicht nötig, Menschen zu manipulieren.
- weiß, dass ein „Nein!“ in bestimmten Fällen ohne ein Lächeln gesagt werden muss.
- hält es aus, auch mal nicht gemocht zu werden.
- stört es nicht, wenn sie von Chauvinisten als Emanze, Lesbe oder Mannweib beschimpft wird.
- zieht ihr Selbstbewusstsein aus ihren Fähigkeiten und spiegelt dies in ihrem Äußeren wider; nicht umgekehrt.
- weiß um ihre Weiblichkeit und dass diese nicht Schwäche, sondern Stärke bedeutet.
- kennt den Unterscheid zwischen männlicher Dominanz und Chauvinismus.
Eine Frau Himmelreich, die „einen Schritt zurückweicht und ihre Hände vor ihre Körper hält„, statt stehen zu bleiben, ihren Arm auszustrecken und Herrn Brüderle zu stoppen, ist in meinen Augen alles andere als emanzipiert. Frauen können sich in bestimmten Situationen nämlich durchaus wehren.
Mir ist es doch völlig egal, ob ich bei bestimmten Männern als humorlos oder zickig gelte. Ich lache nicht gequält über Scherze „à la Brüderle“. Im Gegenteil: Bei meinem ehemaligen Arbeitgeber galt ich unter einigen Kollegen als Frau, „mit der nicht gut Kirschen essen ist“. Weil ich von Anfang an Grenzen gesetzt hatte. Weil ich nie den Anspruch hatte, jedem gefallen zu wollen. Weil ich lieber taff war, statt lieb. Dabei war ich nie einem Flirt oder auch einer leicht anzüglichen Tändelei abgeneigt. Warum auch? So lange beide respektvoll miteinander umgehen, kann das sehr prickelnd sein. Es sollte nur kein Mann den Fehler machen, mich als Frau zu deklassieren.
Wird es nach dem „Fall Brüderle“ weniger Sexismus geben? Ich denke nicht! Der Nachwuchs steht ja bereits in den Startlöchern. Als Gegenstück zum Valentinstag wurde der Schnitzel & Blowjob-Tag ins Leben gerufen. Und viele Frauen so „Yeah!“. 2010 kam ein Kerl auf die Idee, den Boobsday ins Leben zu rufen. Seitdem stellen am 8. August jede Menge Frauen ihre Brüste als Profilfoto auf Twitter aus. Die chauvinistischsten Blogs haben mehr weibliche als männliche Leser. Leser! Nicht Kritiker!
Sexismus ist kein Kavaliersdelikt. Aber solange es Frauen gibt, die Männer darin unterstützen, werden wir wohl noch eine Weile damit leben müssen.
Ich wünsche Euch noch eine schöne Zeit.
Eure
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