Hallo, meine Lieben!
Mindestens einmal pro Monat spült es mir einen Feed in den Reader, in dem sich irgendjemand (Frauen) über Sexismus in der Werbung (mit Frauen) echauffiert. Diese Woche ist es ein Bild in einem Parkhaus der Gemeinde Triberg im Schwarzwald.
Mal davon abgesehen, dass es sich in dem Fall um ein Gemälde handelt, welches ich auch geschmacklos finde (umgekehrt wäre das aber genauso der Fall gewesen), frage ich mich bei dem Thema Sexismus in der Werbung generell, wieso nur auf die Männer eingeprügelt wird. Frei nach dem Motto “ Stell dir vor, es soll ein sexistischer Werbespot gedreht werden, und keine Frau geht hin“. Wir dürfen doch ruhigen Gewissens ausschließen, dass diese mit Gewalt dazu gezwungen wurden. Ergo: Frauen sind Mittäter; also warum werden die nicht angegiftet? Ist das diese viel gepriesene Solidarität unter Frauen, oder hat man nur Angst vor der Klatsche, die unweigerlich zurückkäme? Denn eins ist sicher: Heutzutage eine Frau zu kritisieren gleich einem Ritt auf einer Rasierklinge.
Wo aber fängt Sexismus an und wo hört er auf? Über Werbung, die besser unveröffentlicht geblieben wäre, muss man nicht diskutieren. Beispiel: Ein Plakat der Firma Nordsee, auf dem sich eine nackte Frau befindet. Quer über ihrem Venushügel prangt ein Schild, auf dem „Frisch macht sexy“ steht. Das mag ironisch finden, wer mag, für mich ist das ein no-go. Aber was ist mit dem Slogan eines Uhren-Herstellers „Fast so schön wie eine Frau. Tickt aber richtig.“? Der Lieferando-Werbung „Heute wirst du flachbelegt“? Dem Baustellen-Plakat „Wir haben leider keine Zeit, Ihnen nachzupfeifen“? Oder anders gefragt: Wie interessant ist eine Werbung, auf der ein bügelnder Mann zu sehen ist? Ich befürchte, wenn die Werbebranche eines Tages in feministisch-politisch-korrekte Hände fallen sollte, wird sie sterbenslangweilig.
Was bei der Diskussion allerdings komplett unter den Tisch fällt, ist das Rollenbild der Männer. Nehmen wir zum Beispiel die H&M-Werbung, bei der Frauen kichernd darüber spekulierten, ob die Beule in David Beckhams Unterhose echt ist oder mit Photoshop bearbeitet wurde. Männer haben nämlich mittlerweile umgekehrt das Problem, in Werbung zu potentiellen Leistungsbringern degradiert zu werden. Das ist genauso sexistisch, aber davor verschließen wir gerne die Augen.
Irgendwo hatte ich mal den Ausdruck „Gehirnwäsche durch Klischees“ gelesen. Und an Klischees mangelt es bei Werbung für Frauen wahrlich nicht.
Wenn die Botschaft „Alkohol macht blöd“ lautet, kam sie bei mir an.
Schon 2008 wollte das Europäische Parlament Sexismus in der Werbung verbieten und Bilder von Frauen an Herd oder Waschmaschine indizieren. Aber Allzweckreiniger und Klo-Putzmittel sollten wir weiter bewerben dürfen, oder wie? Na ja! EU-Richtlinien! Darüber sollte man besser schweigen. Denn das kann man noch weiterspinnen. Keine Werbung mit Müttern, die ihren Kindern Fertiggerichte servieren oder Schokoriegel in die Schultasche packen, denn sie schaden der Gesundheit des Nachwuchses. Keine Werbung mit dünnen Models, weil sie pubertierende Mädchen zur Magersucht verleiten. Keine Männer in schnellen Autos, weil sie Geschlechtsgenossen zum Rasen animieren. Und weil wir schon mal dabei sind: Werbung für Alkohol, Kosmetika, Fastfood und Süßigkeiten sollten gleich mit verboten werden.
Es gibt aber glücklicherweise auch Ausnahmen. Vor einiger Zeit punktete die Postbank (glaube ich zumindest, da ich den Spot nicht finde) mit einen humorvollen Werbespot: Ein junger Mann und eine junge Frau sind in der Küche; sie packt gerade Lebensmittel aus.
Er: „Wieso haben wir dir eigentlich eine neue Küche gekauft? So gut kochst du doch gar nicht.“
Sie überlegt einen Moment und antwortet: „Wir haben dir doch auch ein neues Auto gekauft.“
Chapeau!
Was die sich 2015 gedacht haben, weiß ich allerdings nicht.
Autsch!
Sexismus in der Werbung sei das Spiegelbild unserer Gesellschaft, wird oft propagiert. Ob das tatsächlich so ist, kann ich nicht beurteilen. In meinem Umfeld hält sich das die Waage. Da teilt jeder mal aus und jeder muss mal einstecken. Aber wir lachen gemeinsam darüber, und das ist – denke ich – ausschlaggebend.
Und zum Schluss dürft ihr bei diesem Werbespot noch darüber streiten, ob er sexistisch oder lustig ist.
Ratet mal, was ich gemacht habe.
Ich wünsche Euch noch eine schöne Zeit.
Eure